Wer weiß, ob sie wiederkommen"
Oscar Wilde
MUSEALER CORPUS CHRISTI
Dieser Corpus Christi entstand um 1490-1500 in Nürnberg oder Krakau und kann aufgrund der meisterhaften Schnitzkunst der Werkstatt von Veit Stoß (1447-1533) zugeschrieben werden. Die 31 cm hohe Figur ist aus Buchsbaumholz geschnitzt; ein Material, das besonders durch detailreich-naturalistische Schnitzkunst bei klein dimensionierten Objekten bekannt ist.
Veit Stoß, einer der führenden Bildschnitzer der Spätgotik, war sowohl in Deutschland als auch in Polen tätig. Nur wenige monumentale Corpus Christi sind aus seiner Werkstatt erhalten, welche Ähnlichkeiten zu diesem Objekt aufweisen. Jedoch berichtet Johann Neudörffer der Ältere (1497-1563), der Biograph von Stoß, von einem handgroßen Kruzifix im Nachlass eines Nürnberger Patriziers namens Christoph Kohler. Besonders bekannt wurde Veit Stoß durch seine schnitztechnische Virtuosität im Medium Holz, wobei er ein Hauptaugenmerk auf die detaillierte Haarpracht, die Faltengebung des Gewandes und die realistische Physiognomie sowie Oberflächenbearbeitung des menschlichen Körpers legte. Diese Merkmale können mit der niederländischen Bildhauerei in Verbindung gebracht werden, die von Nicolaus Gerhaert van Leyden (c. 1420-73) vermittelt wurden.
Christus ist im Dreinageltypus und unter voller Anspannung, die sich in der sehnigen Muskulatur der Beine widerspiegelt, gezeigt. Der nach Innen gekippte Bauchraum deutet auf seinen letzten Atemzug hin sowie auf den grausamen Tod am Kreuz. Weitere physiognomische Merkmale wie die Brustwarzen oder die Knie sind betont und die gelängten Beine mit Äderungen durchzogen. Besonders eindrucksvoll ist das Perizonium oder Lendentuch ausgeführt, das die Scham Jesu knapp verbirgt und seine Anatomie stärker hervorhebt. Der Gegenpol dazu ist das Haupt Christi, das mit einer Dornenkrone versehen ist und leblos-schlaff zur Seite kippt.
Eine einzelne gotische Locke liegt an seinem Oberkörper auf, ebenso wie sein in zwei Löckchen endender, fein stilisiert-ausgearbeiteter Kinnbart. Im Kontrast zum beinahe idealisiert-realistischen, schönen Körper ist das ausdrucksstarke Gesicht mit tief eingefallenen Augenhöhlen, einer prominenten geraden Nase und einem vollen Mund dramatisch verzerrt. Die im Tode entglittenen Gesichtszüge Jesu zeigen ihn mit halb geschlossenen, starr vorausblickenden Augen sowie mit vor Schmerz geöffnetem Mund. Hier kommt der Leidensweg Christi in seiner intensiven menschlichen, aber manieristisch-schlanken Körperhaftigkeit zu einem abrupten Ende.
Die Figur ist mit dem Corpus Christi aus dem Getty Center (Inv.-Nr. 2019.94) vergleichbar, der im Jahr 2018 bei Sotheby’s um 1.138.000 Pfund erworben wurde. Besondere Ähnlichkeiten zu diesem Christus von 34 cm Höhe finden sich in der Kopfhaltung, der Modellierung des Körpers und dem in derselben Manier gebundenen Lendentuch. Ein weiteres wichtiges Indiz sind die in X-Form gekreuzten, beinahe hyperrealistischen Adern an den Oberschenkeln. In ähnlicher angespannter Haltung und emotional aufgeladener Mimik lädt der Corpus zur privaten Andacht ein, für die dieses Werk mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmt war. Daher handelt es sich hierbei um ein weiteres wichtiges Werk im Oeuvre des Bildhauers und die zweite erhaltene kleinformatige Version des Motivs, wobei die hier präsentierte Figur sogar um einige Zentimeter kleiner ist und damit die ausdrucksstarke Ausführung des Bildschnitzers besonders hervorhebt. Es ist straff um die Hüften gewickelt und an der Vorderseite zu einem Knoten gebunden, der den vertikalen Höhenzug der Figur verstärkt.
Publikationen
LEONTINE VON LITTROW
Triest 1856 – 1925 Abbazia
Umfangreichen Überblick über das Gesamtwerk einer in Vergessenheit geratenen „Meisterin des Lichts“. Das Gesamtwerk ist ab sofort über unsere Galerie zu erwerben.
JOSEF STOITZNER
Wien 1884 – 1951 Bramberg im Pinzgau
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