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"Versuchungen sollte man nachgeben!
Wer weiß, ob sie wiederkommen"

Oscar Wilde

AUẞERGEWÖHNLICHE MADONNA

MADONNA
Um 1300 
Weichholz geschnitzt 
Originale, polychrome Fassung
Höhe 59 cm 

Diese Madonnenfigur wurde um 1300 in der Bodenseeregion geschaffen. Sie ist aus Holz geschnitzt, hat eine Höhe von 59 cm und trägt ihre originale polychrome Fassung. Das Objekt stammt aus einer renommierten Schweizer Privatsammlung. Die Madonna steht auf einem kleinen Holzpodest mit Rosettenmustern und ist durch die blockhafte, vertikale Ausarbeitung in statisch-herrscherlicher Manier konzipiert. Maria hat ein gelängtes, ovales Gesicht mit roten Wangen. Über ihr Haar ist ein Schleier geworfen, der durch die starke Höhung wie eine Kappe erscheint, wobei die aufgerollten Enden ihr Gesicht rahmen und über ihre Schultern fallen. Sie trägt einen Umhang, der bis zu den Beinen reicht; das mehrlagige Kleid ist besonders am Mieder detailliert ausgearbeitet und gegürtet, wobei das Unterkleid unter den geteilten Stoffpartien hervortritt. Sie hält das Jesuskind an sich gedrückt, das hier in seltener Ausführung in ein Stück Stoff gewickelt ist und an byzantinische Darstellungen erinnert.

Es greift mit der rechten Hand nach dem Schleier oder dem Gewand der Mutter und scheint damit zu spielen. Diese Geste existiert als neues Element in der Ikonenmalerei des späten 13. Jahrhunderts, beispielsweise bei Duccio di Buoninsegna. Durch diese aktive Geste wird die Darstellung verlebendigt und der menschliche Aspekt Christi unterstrichen. Außerdem wird dadurch die intime Beziehung zwischen Mutter und Kind hervorgehoben. Jedoch blickt das Kind nicht zu Maria, sondern in die Ferne; Maria selbst hat ihren Blick nach vorne gerichtet, wohl auf den Gläubigen, für den sie als Fürbitterin fungiert. Hier im Übergang zur Gotik scheint ihr Ausdruck noch etwas unnahbar. Das Jesuskind trägt typischerweise erwachsen anmutende Gesichtszüge, die sich auf die Weisheit Christi und den Sedes Sapientiae („Thron der Weisheit“) beziehen. Somit gewinnt die Figur didaktischen und spirituellen Charakter.

Das frühgotische Werk ist vergleichbar mit zwei von ebendiesen thronenden Madonnendarstellungen der Spätromanik: die sogenannte Ulmer Madonna aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus Oberschwaben (Ulmer Museum, Inv.-Nr. 1932.7494) sowie die sogenannte Kirchhaslacher Madonna des 13. Jahrhunderts aus Schwaben/Unterallgäu. Sie ähneln vor allem in der gelängten Kopfform und der statischen Komposition. Diese Beispiele zeigen Maria im romanischen Typus des „Thron der Weisheit“, verweisend auf die byzantinischen Darstellungen Marias als Gottesmutter. Bei diesen vollrunden Holzskulpturen handelte es sich um mobile Figuren, die oft bei Prozession an bestimmten Festtagen mitgeführt wurden. Die Skulptur war das Zeichen der Anwesenheit und Autorität Marias, in thronender Darstellung mit einer strengen Frontalität sowie mit symmetrischen Faltenwürfen der einfachen Gewandung.

Obwohl bei dieser Figur gewisse Merkmale mit den romanischen Figuren übereinstimmen, verändert sich dieser Typus bereits zu einer stehenden Madonna mit menschlicher Komponente. Weiters ist der kappenartige Helm dieser Marienfigur mit jener des Presbyters Martinus von 1199, aus dem Kamaldulsenkloster in Borgo San Sepolcro bei Arezzo, verwandt. Typischerweise ist das Schleiertuch bei den meisten romanischen Mariendarstellungen eng auf der Kalotte anliegend gezeigt; daher dürfte es sich hier um einen retardierenden, regionalen Typus handeln, bei dem sich unter dem Schleier eine hohe Kappe zu befinden scheint, die Marias schmales Gesicht zusätzlich längt. Der stilisierte große Kopf verweist noch auf die romanische Tradition der thronenden Madonnen, während der gesamte Längenzug und die verspielte Gestik des Kindes bereits den Anfang der Gotik einläuten. Es handelt sich hier um eine museale Skulptur aus der Frühzeit der gotischen Bildhauerkunst im Raum Bodensee.

Publikationen

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Triest 1856 – 1925 Abbazia

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JOSEF STOITZNER
Wien 1884 – 1951 Bramberg im Pinzgau​

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